Aquaman: Großer Witz oder Geheimtipp?

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Aquaman

Aquaman ist scheiße”, “Aquaman kann doch nur mit Fischen reden”, „Aquamans Kräfte sind nutzlos”… Diese und andere Statements hört man seit Jahren immer wieder und überall. So auch von den selbsternannten Nerds der populären Comedy-Serie The Big Bang Theory. Doch wie viel ist da tatsächlich dran?

Aquaman ist nutzlos!

Vorurteile gibt es überall; Comics sind keine Ausnahme: Batman gewinnt mit Vorbereitungszeit, Superman ist ein Pfadfinder, Aquaman ist…nutzlos? Seit Jahren könnt ihr in einer Gruppe aus Comic-Fans die DC-Leser lokalisieren, indem ihr einmal laut “Aquaman ist langweilig!” ruft.

Fans wehren sich vehement gegen die Anschuldigung, und doch ist das Bild, der König von Atlantis sei ein mit Goldfischen plaudernder Witz für den Stand der kostümierten Superhelden weit verbreitet. Doch woher kommt diese Darstellung?

Golden Age

Der erste Blick an dieser Stelle fällt auf das Golden Age of Comic Books – eine Ära die sich von den späten 30ern bis in die Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts erstreckte – und Aquamans Debüt. Neben den, im Vergleich zu heute, eher harmlosen Stories der Nachkriegszeit fällt natürlich sofort Aquamans standardisiertes Outfit ins Auge: Eine Grüne Hose in Kombination mit orangem Hemd im Fischschuppen-Look. Das wirkt wirklich nicht sonderlich einschüchternd. Andererseits führte auch Supermans langjähriges Grund-Outfit zu vielen Sticheleien über falsch getragene Unterhosen, ohne dass der Charakter deshalb allgemein belächelt wird.

Darüber hinaus hatte Aquaman während des Golden Age ein recht basisches Powerset für einen humanoiden, wasseraffinen Charakter zur Verfügung. Das gehören überdurchschnittliche Körperkraft, enorme Beweglichkeit unter Wasser, sowie die Fähigkeit unter Wasser zu atmen. Diese sind nach heutigem Superheldenstandard nicht unbedingt übermäßig beeindruckend. Zu dieser Zeit wurde ebenfalls die Fähigkeit mit Fischen und anderen Meeresbewohnern in ihrer Sprache zu kommunizieren etabliert. Der Beginn eines andauernden Klischees.

Doch macht das allein einen Charakter „nutzlos“? Dieses Problem scheint an anderer Stelle seiner Biographie zu liegen.

Silver Age

Tatsächlich findet sich im Silver Age – eine Ära, die sich von der Mitte der 50er- bis zum Anfang der 70er-Jahre erstreckte – ein deutlich größeres Problem: Aquaman wurde zu dieser Zeit erstmals mit einem größeren Handicap versehen, inspiriert durch Supermans Kryptonit oder Green Lanterns Unwirksamkeit gegen die Farbe gelb. Adventure Comics #259 von 1959 etablierte die Notwendigkeit einmal stündlich mit Wasser in Kontakt zu kommen, um zu überleben.

Gemessen daran, dass er zuvor sowohl im Wasser als auch auf dem Trockenen ohne Probleme überleben konnte, mag das ein wenig seltsam anmuten. Jedoch andererseits war das Silver Age gerade für DC-Charaktere eine etwas eigene Zeit. Schließlich betrachten wir hier eine Ära, in der Batman ein Regenbogenkostüm trug oder in ein Baby verwandelt wurde. Wonder Woman wurde radioaktiv und wollte zum Wohle aller den Planeten verlassen. Superman verlor seine Kräfte, stattdessen erhielt er aber die Fähigkeit, eine Miniaturversion von sich selbst aus seinen Händen auszusenden, die über all seine alten Kräfte verfügte.

Die Ansicht, dass Aquaman sich vorrangig mit Meerestieren unterhielt, wurde zu dieser Zeit durchs seinen Partner Topo bestärkt.  Währenddessen fand sich der Umstand, dass seine Fähigkeit zur Kommunikation sich inzwischen zu vollwertiger Telepathie mit allem maritimen Leben ausgeweitet hatte, eher weniger Beachtung in der allgemeinen Bevölkerung.

Dieses Bild von Aquaman erlangte zusätzliche Popularität durch die von ABC von 1973-1986 produzierte Cartoon-Serie Superfriends, in der Aquaman vorrangig mit den im Silver Age etablierten Eigenschaften und Schwächen dargestellt wurde.

Die größten Quellen des allgemeinen Bildes von Aquaman sind also bekannt, doch wie verhält es sich in moderneren Zeiten? Sind diese Eigenschaften noch gegeben oder ist das Bild nur hängen geblieben?

Der moderne Aquaman

Wie für viele andere Charaktere brach auch für Aquaman eine finstere Zeit an.  Denn er bekam eine neue Herkunftsgeschichte. In dieser wurde er durch ein Geburtsmal, welches als schlechtes Omen galt, als Baby aus Atlantis verbannt wurde. So wuchs auf sich gestellt im Wasser auf, bis ein Leuchtturmwärter ihn fand und aufnahm. Dies steuerte seinen Hintergrund wieder auf das Heldentum.

Mitte der 90er verlor Aquaman seine Hand. Nachdem ein Widersacher namens Charybdis ihn seiner maritimen Telepathie beraubte , zwang er seine Hand in einen Piranha-verseuchten Fluss. Entgegen seinem Ruf als nutzloser Charakter ersetzte er die fehlende Hand durch eine Harpune. Später wurde daraus eine kybernetische Prothese, ehe er magischen Ersatz bekam. Diese befreite ihn endgültig von der Abhängigkeit zum Wasser, da er nun nicht mehr den regelmäßigen Kontakt zum Wasser brauchte.

Auch nach der Wiederherstellung seiner natürlichen Hand, als er nach seinem Tod während des Blackest Night-Events wiederbelebt wurde, blieb er frei von der Schwäche und ist somit auch nicht mehr auf Wasser angewiesen als reguläre Landbewohner.

Das etwas ernstere Bild von Aquaman übertrug sich ebenfalls in das animierte DC-Universum. Als er mit seinem Sohn an einen Felsen (der auf einen unterseeischen Vulkan zu rutschte) gekettet  war und es ihm nicht gelang sich von der Kette zu befreien, zögerte er nicht, sich seine Hand selbst abzuhacken, um sich und das Baby zu retten.

New52-Reboot

Mit dem New52-Reboot kamen wieder einmal Neuerungen. In diesem Fall hieß das für Aquaman, dass er zum einen nicht den Respekt erhielt, den seine letzte Iteration gewohnt war. Er wurde vom Repräsentanten von Atlantis in der UN zu jemandem, den weder Polizisten noch Kriminelle ernst nahmen. Des Weiteren waren seine Kräfte zum ersten Mal seit langem wieder präzise definiert. Dies lag unter anderem daran, dass er vorher jahrelang keine eigene Comicreihe hatte. In Aquaman #1 hinterließ er dadurch bleiben Eindruck, dass er einen gepanzerten Truck stemmte und eine Salve aus einer AK-47 unbeeindruckt an sich abprallen ließ. Darüber hinaus räumte er endlich mit dem Gerücht auf, er würde mit Fischen reden. Denn er redet nicht mit Fischen, sondern gibt ihnen eher einen telepathischen Anstoß, ihm zu helfen.

I Don’t talk to fish!

Letztendlich lässt sich über Aquaman sagen, dass er – wie jeder andere Superheld mit Jahrzehnten an Publikation und verschiedenen Autoren- relativ fluktuierende Fähigkeiten hat. Mal ist seine physische Stärke überdurchschnittlich für Menschen, mal ist er auf einem Level mit Superman und Wonder Woman. Manchmal müssen Meeresbewohner in Hörweite sein, damit er mit ihnen kommunizieren kann, dann ist seine Telepathie wieder mächtig genug, um mit allen Lebenwesen, die sich aus dem Wasser entwickelt hat, in Kontakt zu treten.

Der neue Aquaman

Worauf können wir uns also durch die bevorstehende Darstellung von Jason Momoa einstellen? Wird er das Ziel für Fischwitze oder jemand, den man lieber ernst nimmt?

Der König von Atlantis

Bisher kann man höchsten spekulieren.  Jedoch lässt die optische Anlehnung an die 90er und die Bruce Timms Version der Justice League hoffen, dass der König von Atlantis endlich die Anerkennung erhält, die er verdient.

 

[Images: DC Comics/ Warner Bros. Pictures]

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Über den Autoren/Über die Autorin

Erziehungs-Person, Comic-Geek, Spielkind,Serien-Junkie und Cartoon-Enthusiast aus Hamburg. In meiner Freizeit betreibe ich an professionell grenzendes professionelles Binge-watching, überanalysiere oder stopfe meinen Kopf mit fiktiven Charakterbiografien voll.

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