Ursache und Sequel: Spider-Man (PS4) meets Spider-Man: Miles Morales

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Neues Jahr, neue Ideen: Sequels werden gerne mal in den kurzen Vergleich mit ihrem Vorbild gestellt. In Ursache und Sequel rückt dieser Vergleich in den Fokus um zu schauen, wer es besser gemacht hat. Den Anfang machen die freundlichen Spinner aus der Nachbarschaft auf Earth-1048.

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich eine Weile aus dem Spider-Loop war. Ich habe die großen Ereignisse (Superior Spider-Man, Miles Migration auf Earth-616,,etc) a Rande verfolgt, aber erst Into The Spider-Verse hat mich wieder richtig gepackt. Ende letzten Jahres habe ich dann auch endlich mal eine PS4 adoptiert und mich ausgiebig mit Insomniacs Spider-Man-Titeln befasst. Dabei fing ich an mich zu fragen, ob Miles nun eigentlich ein Up- oder Downgrade im Vergleich zu seinem Vorgänger ist.

Betrachtet diese Zeile als obligatorische Spoilerwarnung!!!!

DIE PROTAGONISTEN

PETER PARKER

©Insomniac | Do you feel lucky,Spider-Punk?

Pete beginnt sein Spiel als bereits erfahrener Super-Held. Seit 8 Jahren plagt er die New Yorker Unterwelt, er steht in gutem Verhältnis zur Polizei, und der Kingpin ist genervt von ihm. Sein wissenschaftliches Interesse und technisches Talent werden bereits im Intro deutlich gezeigt. Das gleiche gilt übrigens für seine Schwierigkeiten bei der Priorisierung und seine miesen Finanzen. Noch bevor wir die Kontrolle bekommen ist also klar, dass wir es nicht nur mit Spider-Man, sondern auch mit Peter Parker zu tun haben. Während ältere Spidey-Games (wie Shattered Dimensions oder Edge of Time sich den Teil hinter der Maske gern gespart haben, bekommen wir diesmal das volle Erlebnis. Pete jongliert sein Helden-Dasein, einen Job und hilft im F.E.A.S.T.-Shelter für Obdachlose aus.

Charakterlich deckt Peter-1048 die üblichen Eckpunkte ab, die in vielen seiner Inkarnationen zu finden sind. (Zu) große Verantwortung, gute bis schlechte Witze, etc. . Was mir angenehm auffiel, war sein Verhältnis zu den New Yorkern, das je nach Medium und Universum etwas fluktuieren kann. In diesem Fall fühlte ich mich jedoch sehr an die „Spider-Man Of The People“-Darstellung durch Andrew Garfield erinnert. Wer hin und wieder einfach mal durch die Straßen läuft, erhält viele positive Reaktionen, und kann diese ebenso quittieren. Gelegentliche Button-Prompts erlauben Interaktionen wie High-Fives, und via dem Attack-Button könnt ihr auch einfach grüßen.

Neben generischen Passanten ist auch die Polizei Spidey wohlgesonnen, was sich vor allem auch durch seine Interaktion mit Captain Yuri Watanabe zeigt. Sie ist zwar kein Fan seines Humors, schätzt aber seine Unterstützung und sieht hierfür über gewisse Regelübertretungen hinweg, oder bittet ihn aktiv um Hilfe.

MILES MORALES

©Insomniac | Extrablatt: New Spder-Menace is also a threat to cats

Miles ist noch relativ neu im Helden-Gig. In Peters Game treffen wir ihn bereits als den Sohn eines Polizisten, der Spidey in einer Mission unterstützte und kurz darauf sein Leben verlor. Pete brachte Miles in das F.E.A.S.T.-Team, um ihm bei der Verarbeitung der Ereignisse zu helfen. Dinge passierten, und Miles würde ebenfalls von einer Spinne gebissen, was letztendlich dazu führte, dass Peter ihn trainierte. In dessen Abwesenheit übernimmt Miles die volle Verantwortung als Spider-Man und sieht seine Entschlossenheit dabei bald auf die Probe gestellt.

Zwar lässt ein größerer Fehlschlag ihn zeitweise an seiner Eignung als Spider-Man zweifeln, allerdings ist diese Unsicherheit nur von kurzer Dauer. Insgesamt ist es für Miles absolut selbstverständlich, anderen in Not zu helfen. Schon vor dem Spinnenbiss zögerte er nicht, sich entflohenen Häftlingen zum Schutze Anderer in den Weg zu stellen. Und auch wenn er in seiner Rolle als Superheld noch ungeübt ist, so zögert er nicht, sein Leben zu riskieren, als seine neue Heimat Harlem bedroht ist.

Auch Miles ist nicht ganz auf sich gestellt: sein Kumpel Gankee fungiert als „Guy in a chair“ -um mal die MCU-Terminologie seiner Adaption zu verwenden. Zudem durchschauen sowohl sein Onkel Aaron als auch seine Mutter im Laufe des Plots seine Identität.

FAZIT:

Sowohl Peter als auch Miles erfüllen beide die typischen Superhelden-Traits, wie Gerechtigkeits-Sinn oder Opferungsbereitschaft. Dadurch, dass sie beide aber an sehr unterschiedlichen Punkten ihrer Karriere stehen, fühlen sie sich dennoch als Protagonisten unterschiedlich genug an, dass Miles sich nicht wie eine einfache Wiederholung anfühlt. Miles hat jedoch den leichten Vorteil, dass wir seine Helden-Karriere von Beginn an verfolgen dürfen, was ich in Videospielen immer gern sehe.

DER PLOT

MARVEL’S SPIDER-MAN

„Spider-Man unterstützt die Festnahme des Kingpin!“ Was wie das Finale einer Storyline in den Comics klingt, erweist sich hier gerade mal als Intro. Während Peter mit seiner Work-Life-Balance kämpft, macht sich eine neue Bedrohung in der Stadt breit. Die Demon-Gang -angeführt von Mr. Negative– breitet sich in den ehemaligen Terretorien des Kingpin aus. Während Spidey sein bestes tut um die Stadt sicherer zu machen, droht ihm zusätzliches Unheil an der privaten Front. Sein Job als Otto Octavius‚ Labor-Assistent hängt konstant in der Schwebe, bedroht von Bürgermeister Norman Osborn. Otto ist jedoch nicht der einzige, der mit Osborn im Clinch liegt, auch Mr. Negative nimmt ihn ins Visir.

Während einer politischen Veranstaltung tritt er selbst mit seinen Anhängern in Aktion, um Norman aus dem Weg zu räumen. Der Plan schlägt fehl und als Lee das nächste Mal selbst in Aktion tritt, um sich weitere Kingpin-Ressourcen unter den Nagel zu reißen, setzt Spidey ihn eindrucksvoll fest.

Ende gut, Alles gut? Weit gefehlt: kurze Zeit später erfolgt ein Massenausbruch von Ryker’s Island, bei dem Otto als Doc Ock auftritt und die Sinister Six rekrutiert, wobei Pete massive Prügel bezieht. Er lässt sich davon nicht aufhalten, besonders da Doc Ock den Plan von Mr. Negative zu verfolgen scheint: Norman Osborn zu Fall bringen. Hierzu schreckt er auch von der Nutzung experimenteller Biowaffen nicht zurück. Norman hingegen setzt auf erhöhte Sicherheit als Antwort und verwandelt New York effektiv in einen Polizeistaat. Spider-Man darf sich also mit Söldnern, Sträflingen UND den Sinister Six herumschlagen, in der Hoffnung Octavius zu überzeugen, ihm das Gegenmittel für das inzwischen freigesetzte Virus zu überlassen.

Nach einem epischen Showdown auf dem Dach von Oscorps Wolkenkratzer muss er schließlich eine schwere Entscheidung treffen: Das Gegenmittel analysieren um es zu reproduzieren und die Pandemie zu beenden, oder es sofort nutzen, um seine ebenfalls infizierte Tante May zu retten?

©Insomniac | No punches were pulled during the production of this game

DLC: THE CITY THAT NEVER SLEEPS

Wer glaubt, Pete habe es nun hinter sich, der hat die Existenz von DLCs vergessen. In 3 Episoden steht es euch frei, auch noch gegen organisiertes Verbrechen vorzugehen. Sable Internationals Rückzug aus New York wird durch Maggia-Raids erschwert. Hammerhead versucht mit ihrem Equipment, eine relevante Position zu erlangen, was Spidey nicht gutheißen kann. Nacheinander unterstützt durch Black Cat, Yuri und schließlich Silver Sable ist es an Spider-Man, dem Treiben ein Ende zu setzen. Das jede seiner temporären Partnerinnen auch auf einer persönlichen Ebene in die Geschichte involviert ist, macht es für Spidey nicht unbedingt einfacher. Gleiches gilt für Vlogger Screwball, die nebenbei versucht, Spidey in riskante Challenges zu verwickeln.
Letzten Endes lässt er sich aber dennoch weder von Screwball noch von einem zu Cyborg umgebauten Hammerhead aufhalten und schafft es endlich, New York -vorerst- sicher zu machen.

SPIDER-MAN: MILES MORALES

Miles Solo-Abenteuer beginnt mit einem Team-Up mit Peter. Die beiden spielen eigentlich nur Security für einen Gefangenen-Transport, als Rhino einen Ausbruchsversuch startet. Nach einem Action-geladenen Tutorial verabschiedet Pete sich in seinen lange überfälligen Urlaub und überlässt die Miles die Verantwortung. Dieser hat auch schnell alle Hände voll zu tun, als sie Gruppierung The Underground beginnt, dem Energie-Konzern Roxxon zuzusetzen. Roxxon plant einen neuartigen Reaktor in Harlem in Betrieb zu nehmen, der günstige, saubere Energie verspricht. Als Underground-Mitglieder einen Roxxon-Transport überfallen, muss Miles feststellen, dass sein Venom-Blast ungeahnte Risiken mit sich bringt.

Nachdem eine ungeplante Explosion beinahe unschuldige Leben fordert, entwickelt Miles nach etwas mütterlichem Zuspruch sein eigenes Kostüm. Er akzeptiert seine Rolle als ein Spider-Man anstatt nur Peters Gehilfe. Etwas schwerer tut Miles sich jedoch mit der Erkenntnis, dass die Underground-Anführerin Tinkerer seine Schulfreundin Phin ist. Während er sich also an neue Fähigkeiten wie Venom-Blast oder Camouflage gewöhnt, versucht er zeitgleich zu ergründen, was Phin antreibt und was Roxxons wahre Pläne sind.

Der Konflikt zwischen Roxxon und The Underground eskaliert schließlich in offen Gefechten in den Straßen von Harlem, während Miles zwischen den Fronten versucht, seine Nachbarschaft zu beschützen. Nach einer letzten Konfrontation zwischen ihm und Tinkerer liegt das Roxxon-Quartier in Trümmern und der überladene Reaktor droht Harlem von der Karte zu tilgen. Phin opfert sich schließlich, um Miles dabei zu unterstützen, die absorbierte Energie in sicherer Entfernung freizusetzen.

FAZIT:

Peter gibt hinsichtlich der Story unbestritten mehr her. Beide Spider-Men stellen sich großen Herausforderungen um New York zu retten. Beide erleben große, persönliche Verluste. Und beide weigern sich aufzugeben, obwohl alle Chancen gegen sie zu stehen scheinen. Aber selbst ohne die DLCs und diversen Nebenmissionen ist Peters Story umfangreicher. Kritiker beschweren sich gerne über die Kürze von Miles‘ Story, und ich muss gestehen: Ich hätte n dieser Stelle auch mit Freude mehr gesehen.

GAMEPLAY:

MARVEL’S SPIDER-MAN

Marvel’s Spider-Man wurde oft das ‚das Spidey-Game, das wir immer wollten‘ gelobt. Dem kann ich nicht widersprechen. Beim Netzschwingen bietet sich alles als Ankerpunkt an, was auch tatsächlich da ist, was eine genaue Kursplanung erlaubt. (Ältere Spidey-Games wie Shattered Dimensions sind durch das Leveldesign gerne mal etwas vage, wo genau das Netz eigentlich gerade hält.) Peters Bewegungen wirken präzise und durchdacht, wie man es von einem erfahrenen Helden erwartet. Eine leichte RPG-Mechanik ist keine Seltenheit in Games anderer Genres und auch Spidey levelt im Laufe der Story immer wieder. Dadurch steigt einerseits eure Gesundheit und andererseits schaltet ihr neue Skills frei, die eure Spider-Experience noch verbessern.

Da Pete kein Anfänger ist, steht euch zusätzlich zur Spider-Power auch eine wachsendes Arsenal an Gadgets, wie Web-Bombs oder Ben Reilly’s Impact Webs oder zur Verfügung, die etwas Abwechslung in längere Gefechte bringen.  Damit aber dennoch eine Herausforderung existiert, trefft ihr auch unter den Gangs auf zunehmend gefährlichere Ausrüstung, was gerade einen ungeübten, ersten Playthrough durchaus fordernd halten kann.

SPIDER-MAN: MILES MORALES

Das grundsätzliche Handling wurde im Vergleich zum Vorgänger noch verfeinert. Stealth-Attacks sind nun auch von der Decke aus möglich, was eine völlig neue Nutzung der Umgebung erlaubt. Zudem bringt Miles mit Venom-Blast und Camouflage völlig neue Optionen ins Spiel (heh).Dafür hat Miles weniger Gadgets zur Vefügung und auch seine regulären Angriffe fühlen sich an, als hätten sie etwas weniger ‚WUMMS‘. Seine Bewegungen wirken noch deutlich ekstatischer als Peters, was aber auch den 8 Jahren Erfahrungs-Differenz zugeschrieben werden kann; Miles genießt seine neuen Talente offensichtlich und will seine Möglichkeiten voll auskosten.

Oder wie Gamespot-Reviewer Jordan Ramée es formulierte, ehe ein Meme daraus wurde:

Ähnlich wie auch Peter zuvor kann Miles seine Skills im Laufe des Abenteuers erweitern, wobei einige grundlegende Dinge Miles von Anfang an zur Verfügung stehen. Da Peter ihn zwischen den Spielen trainiert hat, ist das allerdings vertretbar. Das Gleiche gilt für die Karte, die Peter durch das Hacken von Funktürmen Stück für Stück aufdecken musste, wogegen Miles direkten Überblick über die Stadt hat.

FAZIT:

Insomniac hat einen Weg gefunden, zwei Charakteren mit ähnlichen Basis-Skills ein doch sehr unterschiedliches Spielgefühl zu geben. ich persönlich bevorzuge besonders die Möglichkeiten, die Miles durch seine Camouflage bekommt leicht gegenüber Peters fancy Gadgets, ähnlich wie seinen übermütigen Bewegungsstil beim Schwingen.

SONSTIGES:

Insgesamt finde ich es tatsächlich nicht leicht einen klaren Favoriten zu benennen. Peter war für lange Zeit DER Spider-Man, auch wenn er zugegebenermaßen nie so ganz mein Favorit war. Für Comic-Fans ist Miles zwar auch schon lange kein Neuling mehr, aber seine Popularität nahm unter nicht-Lesern erst durch Into The Spiderverse richtig zu. Das gibt ihm trotz seines Debuts 2011 immernoch einen leichten Neuling-Status. Entsprechend hat Peter einen höheren Fanservice-Faktor, sei es nun durch die Menge an Villains in seinem Spiel oder einfach durch die reine Masse an Kostümen, die zur Verfügung stehen.

©Insomniac | I’m pretty in Scarlet

Ich persönlich habe rund 99% des Spiels in Ben Reilly’s klassischem Scarlet Spider-Hoodie verbracht und war glücklich damit. Miles Aauswahl an Kostümen ist deutlich überschaubarer, genau wie seine Auswahl an Skills. Dass die letzten 3 erst im New Game+-verfügbar werden, stört überraschend wenig. Auch dass sein Spiel kürzer ist, schadet ihm nicht. die große Fülle an Nebenmission kann für 100%-Fans bei Peter teilweise schlauchen, besonders in den umfangreichen Hideout-Kämpfen. In selbigen brilliert Miles wieder durch seine Camouflage, da er auch nach der ersten Welle wieder zu Stealth-Spielereien übergehen kann. Ich persönlich mag ausserdem die Option bei Miles, bereits beendete Story-Missionen erneut zu spielen, ohne ganz von vorn zu beginnen. Es gibt Tage, da will man einfach einem ganz bestimmten Gegner nochmal auf die Nase hauen.

Für Spieler, die bereits ALLES getan haben, was es zu tun gibt, bietet sich am Ende in beiden Spielen immernoch der Photo-Mode an, um allen möglichen Unfug zu treiben. Dies scheint nicht selten zu sein, wie sich auf Reddit zeigt.

Photomode

© Insomniac | Allgemeines rumhängen während eines Photo-Shootings

UND WAS IST NUN BESSER?

Grundsätzlich haben beide Spiele einen hohen Empfehlungs- und Wiederspiel-Wert. Wenn ich einen Favoriten benennen sollte, würde ich jedoch Miles den Vorzug geben. Neben seiner jugendlichen Energie mag ich vor allem seine Bindung zu Harlems Einwohnern. Pete ist dem ‚Friendly Neighbourhood‘-Titel entwachsen, Miles verkörpert genau diesen Aspekt. Zudem war das Thema für Pete Wachstum mit zunehmenden Herausforderungen.

Miles folgt diesem zwar auch, findet dabei aber seinen eigenen Weg . Da ich neben Superhelden auch ein großer Fan von Individualismus bin, war dass der ausschlaggebende Faktor. Während ich also beide Spiele wärmstens empfehle, lege ich euch gerade Spider-Miles wärmstens ans Herz.

 

In diesem Sinne: Be Greater. Be Yourself.

©Insomniac | creative credit to a guy on reddit

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Über den Autoren/Über die Autorin

Erziehungs-Person, Comic-Geek, Spielkind,Serien-Junkie und Cartoon-Enthusiast aus Hamburg. In meiner Freizeit betreibe ich an professionell grenzendes professionelles Binge-watching, überanalysiere oder stopfe meinen Kopf mit fiktiven Charakterbiografien voll.

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