Das war das PLAY17 Creative Gaming Festival

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Was Streichhölzer, Lichtringe und Luftschläuchemit Gaming zu tun haben, habe ich auf der diesjährigen PLAY17 herausgefunden. Videospiele können Kulturgut, pädagogisch wertvoll und, wie theoretisch jedes Medium, kunstfähig sein. Diese Auffassung kommt auch langsam in der Mainstream-Gesellschafft an und das PLAY Festival leistet dazu seit Bestehen einen erheblichen Beitrag.

Sie kamen, sahen und spielten. In der ersten Novemberwoche hat das nunmehr 10. PLAY – Creative Gaming Festival (ehemals “Festival für kreatives Computerspiel” genannt) an drei Standorten in Hamburg stattgefunden. Das Festival ist in seiner Art eine einzigartige Veranstaltung. Gaming-Veranstaltungen im deutschen Raum sind generell entweder auf den reinen Konsum der Games oder Promo für eben diese ausgelegt. Die PLAY hingegen rückt kreative Games in den Mittelpunkt, die abseits vom Mechaniken-Mainstream interessante Konzepte vorstellen. Das PLAY Creative Gaming Festival wird seit 2008 und an bisher wechselnden Standorten und nun in Hamburg angekommen veranstaltet. Verantwortlich zeichnet sich für das Gaming-Event der etwas anderen Art die Creative Gaming Initiative.  

The Time is Now

Unter dem Motto “The Time is now” reflektiert das Festival zu vergangenen Veranstaltungen der Reihe. Ebenfalls richten sich die am Creative Gaming Award teilnehmenden Spiele nach dem Motto. Spiel-Ästhetik und Modi haben also bei jedem Teilnehmer-Game auf gewisse Art mit dem Thema “Zeit” zu tun. Genau gegen die kämpft man nämlich auch beim tschechischen Spiel “Blood Bank”. Zur Hand bekommt ihr ein Streichholz und habt nur so lange Zeit der Spielfigur den Weg zu weisen, wie das Streichholz brennt.

Aber auch auf der PLAY Stage im großen Saal der Markthalle Hamburg war einiges geboten. Nach der Eröffnung und Vernissage am 1. Festival-Tag war das Programm dort bist zum großen Creative Gaming Award am Samstag prall gefüllt. Eine Geburtstagsgala, Keynotes, ein Gaming Poetry-Slam, diverse Szene-Talks und 1 on 1 Interviews zwischen Gunnar Krupp mit Gaming-Persönlichkeiten wie Anita Sarkeesian oder Yves Regenass sind nur ein Auszug.

Medienkritikerin Anita Sarkeesian im Gespräch mit Moderator Gunnar Krupp.

Anita Sarkeesian ist feministische Medienkritikerin und durch ihren Blog Feminist Frequency, den meisten aber wohl durch ihre Rolle im sogenannten “Gamergate” bekannt. Durch ihre Reihe “Tropes vs. Women in Videogames”, in der sie sich mit gängigen Weiblichkeits-Klischees in Videospielen auseinandersetzte, lenkte die Aufmerksamkeit von Gamergate-Supportern auf sie, die sie beleidigten und bedrohten. Auf der PLAY hielt sie eine Keynote und war Teil eines interessanten Talks zur Rolle der Frau in und um Gaming.

Breites Programm

Nicht nur Gaming, sondern auch (fast) alles was zum Thema Games-Kultur hat auf der PLAY seinen Platz. In verschiedenen Workshops konnten die Besucher verschiedenste Dinge lernen, wie das Bauen eines eigenen Spielecontrollers oder dem Backen von Gaming Cake Pops. Nur das CosPLAY habe ich dabei ein wenig vermisst, wo der Festivalname darin doch schon vertreten ist!


Für verschiedene Touren durch die Gamingstadt Hamburg konnten sich die Besucher im Vorfeld anmelden. Halt gemacht wurde dabei bei Entwicklern oder Medienhäusern wie InnoGames, Threaks, Daedalic oder Rocketbeans TV.

Creative Gaming Award

Was wäre eine ordentliche Gaming-Veranstaltung nicht auch mit einem Preis? Seit 2015 wird auf dem PLAY Festival der “Creative Gaming Award” verliehen. In drei Kategorien werden die besten Games aus 200 internationalen Einsendungen prämiert.

Gewinner des Creative Gaming Award als Most Creative Game im letzten Jahr war übrigens “FRU” vom niederländischen Entwickler Through Games. Den Xbox One exklusiven Titel  spielt man am besten zu Zweit, zur Not sollte es durch entsprechende Verrenkungen auch alleine funktionieren. Für den Plattformer wird nämlich das schon begrabene Eingabegerät der Xbox, die Kinect, benötigt. Denn nur, wer sich richtig vor der Kamera platziert, kann durch seine Umrisse ein Portal in frühere Zeiten der Spielwelt öffnen und so zuvor nicht dagewesene Plattformen und Wege offenbaren. Eine wirklich innovative Art des Gameplay, das den Preis definitiv verdient hat.

In diesem Jahr war Gewinner des Titels “Most Innovative Newcomer” der dänische Titel Tell me what you see von Pesky Bees. Bei dem kooperativen Titel müsst ihr mit eurem Mitspieler kommunizieren, um die Geheimnisse des Raums zu entdecken. Der Twist: einer befindet sich in der virtuellen Realität, während der andere das Geschehen von außen koordinieren muss.

Gewinner des Titels “Most Creative Game” ist Keyboard Sports: Saving Qwerty vom ebenfalls dänischen Studio Triband. “WASD” war gestern, bei dem innovativen Plattformer wird die Steuerung mit der Tastatur neu erfunden!


Mit nur einer Stimme Vorsprung nahm am Ende des Abends Henning Steinbock, Entwickler bei THREAKS, den letzten Award, den Publikumspreis mit nach Hause. Dieses Game ist mehr als nur heiße Luft. Bei “Close the leaks (to prevent imminent death)” steuert ihr ein Raumschiff, aus dem Sauerstoff austritt. Indem ihr den austretenden Sauerstoff gezielt austreten lässt, steuert ihr das Raumschiff in die richtige Richtung, um das Level zu beenden. Ist der Sauerstoff leer, sterbt ihr. Gesteuert wird das ganze mittels vierer Rohre, hinter welchem je ein Föhn und ein Luftdrucksensor installiert ist, sowie ein sogenannter Teensy 3.2, welcher sich mit dem Computer wie ein Windows Gamepad verbindet.

#PLAYLiebe

Wie Moderatorin Sofia Kats betonte, gäbe es Festivals anderer “Genres” schon lange, Musikfestival und sogar Foodfestivals. Das PLAY ist in seiner Art in Deutschland aber noch einzigartig. Das merkt man vor allem auf Twitter, unter dem Hashtag #PLAYLiebe merkt man auch als Außenstehender, den Enthusiasmus aller Beteiligten für die Veranstaltung und die einfache Liebe fürs Spiel, die die Leute auf der PLAY zusammenbringt. Für dieses Jahr wurden die PLAY-Stecker bereits gezogen, aber ich freu mich schon auf nächstes Jahr, wenn Hamburg wieder das Mekka der Indie-Gaming-Szene wird!

Images by Lisa Kneidl

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Über den Autoren/Über die Autorin

Derzeit Games PR Mensch in Brighton, England. Nebenher dann Schreiberling für nerdLICH und Netzpiloten.de. Wenn ich nicht grade an Cosplays arbeite versuche ich irgendwie meinen "pile of shame" an Spielen, Büchern, Comics und Serien abzuarbeiten. Zwischendurch erblickt dann auch mal ein Artikel das Licht der Welt!

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