Die Reise und der Kampf gegen KAMI geht weiter! Wir haben uns für euch in die Schlacht begeben und treten wagemutig den Mojas entgegen. Was wir erlebt haben, erfahrt ihr hier.
Vorsicht: Bei Cyber Trips handelt es sich um den zweiten Band einer Trilogie. Wenn du etwas zum ersten Band Neon Birds erfahren möchtest, klicke hier.
KLAPPENTEXT
Im Jahr 2101 hat die Menschheit nach erbitterten Kämpfen gegen die künstliche Intelligenz KAMI einen herben Rückschlag erlitten. Millionen wurden von ihrem technologischen Virus infiziert und verloren jeglichen eigenen Willen. Während auf der ganzen Welt nach einem Heilmittel geforscht wird, versucht die Kämpferin Andra hingegen Kontakt mit KAMI aufzunehmen — überzeugt davon, dass das Programm eine Persönlichkeit entwickelt hat …
MEINUNG
Cyber Trips von Marie Graßhoff knüpft nahtlos dort an, wo Neon Birds endete. Abermals verfolgen wir die Reise unserer fünf Protagonisten, die uns die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln erzählen. Eines ist sicher, langweilig wird es nie.
Nachdem sich die Ereignissen im ersten Band überschlagen und uns mit einem Cliffhanger zurückgelassen haben, war ich gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickeln würde. Die Lage der Welt hat sich zunehmend zugespitzt und alle Hoffnung scheint verloren. Denn KAMI, unsere tief philosophierende KI, scheint ein übermächtiger Gegner zu sein. Während KAMI in Neon Birds eher weniger aktiv war, nimmt sie in Cyber Trips eine wesentlich größere Rolle ein. Dies war eine gelungene Neuerung, denn besonders die Gedanken und Gespräche von KAMI regen zum Nachdenken an.
Wie erwartet, fällt das grandiose Worldbuilding aus dem ersten Teil etwas in den Hintergrund. Die Welt wurde jedoch in Neon Birds so gut etabliert, dass weitere Ausführungen gar nicht nötig sind. Wir können uns in Cyber Trips also vollkommen auf die Story konzentrieren.
Die Geschichte nimmt auch gleich volle Fahrt auf. Cyber Trips ist in jedem Fall rasanter. Mehr Kämpfe, mehr Reisen und noch mehr packende Wendungen. Als Leser habe ich mich mehr als einmal gefragt, wie die Protagonisten aus dieser oder jener Situation wohl wieder herausfinden und welches Ende sich Marie Graßhoff bloß ausgedacht hat. Tatsächlich ist der Name Programm. Durch die Cyber Fields sind die Menschen in der Lage durch eine Art Portal zu reisen. Diese werden in Cyber Trips auch regelmäßig genutzt, sodass es manchmal schwer gefallen ist zu verorten, wo sich die einzelnen Protagonisten gerade befinden. Dies machte aber gerade einen Großteil der Spannung aus und es wird klar, dass KAMI die ganze Welt in Atem hält. Dadurch, dass sich die Protagonisten in kleinen Teams auf verschiedenen „Missionen“ befanden, haben viele kleine Puzzleteile Stück für Stück den Zugang zum großen Ganzen ermöglicht.
In Cyber Trips verfolgen wir nicht nur die alt bewährten Protagonisten, sondern auch neue Charaktere werden eingeführt. Einer von ihnen ist zum Beispiel Ellis Reed, der sofort sympathisch wirkt und gut herausgearbeitet ist. Sehr interessant fand ich zudem die Ausarbeitung der Religionsgemeinschaft und auch die des militärischen Systems. Dadurch hat Cyber Trips an Tiefe und die Welt an Authentizität gewonnen. Generell empfand ich die Szenen mit KAMI erfrischend, sie scheint alles über die Menschen zu wissen, aber nicht alles zu verstehen.
Obwohl es sich um einen zweiten Teil handelt, steht er dem ersten in Nichts nach. Es handelt sich hierbei nicht um einen gefürchteter Füllband, konnte mich aber nicht ganz so fesseln wie der erste Teil. Insbesondere zu Beginn habe ich den Zugang zur Geschichte nicht so recht finden können, dies änderte sich dann gegen Mitte des Buches. Der Schreibstil ist, wie auch schon bei Neon Birds, gewohnt gut und flüssig. Die Welt die Marie Graßhoff geschaffen hat, ist lebhaft und mit einer großen Detailtiefe. Es ist einfach in diese einzutauchen. Die Charakterentwicklung in dem Band war leider kaum vorhanden. Einige der Protagonisten machen zwar eine merkliche Entwicklung durch, aber der Großteil der Handlungsfiguren bleibt davon unberührt.
Besonders gut gefallen hat mir wieder die Ausarbeitung von KAMI. Sie hat den Leser im ersten Teil bereits mit philosophischen Fragestellungen konfrontiert. Dies nimmt in Cyber Trips nocheinmal eine ganz andere Dimension an. Denn wir werden Zeuge von ganzen Unterhaltungen, von Fragen die sich KAMI, welche sich nun in einem Körper befindet, stellt, insbesondere in Hinblick auf die Erde und die Beziehung der Menschen. Dabei fällt deutlich auf, dass sie einige Dinge, wie beispielsweise Gefühle, nicht greifen kann und auch nicht wirklich versteht. Wir erfahren etwas über ihre Motivation und ihre Gedankenwelt. Allen voran steht die Frage, ob KAMI eine Persönlichkeit entwickelt hat bzw. dies überhaupt kann.
Das Finale brachte eine unerwartete Wendung. Zugegeben, die Kapitel die zu diesem Ereignis führten waren hektisch, viele Begegnungen spielten sich dort ab und es war auch ein wenig dramatisch. Für mich, nach einem Roman voller Schnelligkeit, auch ein wenig zu dramatisch, aber die Wendung fand ich grandios und total überraschend. Ich habe das Gefühl, es ist nicht alles hoffnungslos verloren, auch wenn ich noch nicht wirklich eine Idee habe, wie sich alles am Ende auflösen wird – und gerade diesen Umstand finde ich ungewohnt erfrischend.
Wie die Geschichte aus dem Neon Birds Universum endet, erfahrt ihr im letzten Teil Beta Hearts. Der Roman erschien am 30.09.2020 im Bastei Lübbe Verlag.
FAZIT
Cyber Trips ist ein gelungener Folgeband mit einem durchweg spannenden Handlungsbogen. Tatsächlich liest sich der zweite Teil eher wie ein Actionfilm. Es passiert viel, an vielen Orten und genau dies war von Zeit zu Zeit etwas zu anstrengend. Der Anspannung hätten ein paar mehr Ruhephasen gut getan. Einige Szenen sind eher langatmig, was aber die Geschichte und den Lesefluss nicht beeinflusst. Alles in Allem ist es ein gelungener und überraschender Folgeband, der die Neugier nach dem Abschluss geweckt hat.
Cyber Trips ist im Bastei Lübbe Verlag erschienen und der zweite Band einer Trilogie. Band drei Beta Hearts erschien am 30.09.2020 ebenfalls im Bastei Lübbe Verlag.
Cover und Klappentext © Bastei Lübbe Verlag
Keine Kommentare bei "Cyber Trips – Auf verschlungenen Pfaden mit einer philosophischen KI"