Die Zeit ist gekommen, nach zahllosen, schier aussichtslosen Kämpfen, bei denen unsere Helden häufig nur mit Mühe und Not ihr Leben retten konnten, treten sie nun der künstlichen Intelligenz KAMI ein letztes Mal entgegen. Ob sie sich gegen KAMI behaupten können und wie die Geschichte ausgeht, erfahren wir im dritten und letzten Band Beta Hearts von Marie Graßhoff.
Vorsicht: Bei Beta Hearts handelt es sich um den dritten Band einer Trilogie. Wenn du etwas zum ersten Band Neon Birds erfahren möchtest, klicke hier. Zum zweiten Band, Cyber Trips, gehts hier.
KLAPPENTEXT
Im Jahr 2101 gibt eine neue Waffe abermals Hoffnung im Kampf gegen die künstliche Intelligenz KAMI. Es ist eine Person aufgetaucht, die in der Lage zu sein scheint, dem gottähnlichen Wesen die Stirn zu bieten. Doch die Zivilisation steht bereits an der Schwelle zum Untergang. Ist die Menschheit noch zu retten, und ist sie es überhaupt wert, gerettet zu werden? Die junge Kämpferin Andra zweifelt an ihrer Mission, KAMI zu vernichten …
MEINUNG
Genau wie Cyber Trips, schließt Beta Hearts nahtlos an die Geschehnisse des zweiten Teils an.
Wir starten rasant in den Anfang. Deshalb liest sich Beta Hearts zunächst wie ein Actionfilm. Zu Beginn befinden sich unsere Protagonisten, nach dem katastrophalen Zusammentreffen mit KAMI, auf einer stürmischen Zugfahrt. Die alten Vorsitzenden der Regierung wurden entmachtet und Marshall tritt deren Nachfolge an. Die militärischen Strukturen werden zwar beibehalten, aber neu geordnet. Jeder unser Protagonisten, die sich nun alle an einem Ort befinden, erhalten eine neue Aufgabe. Okijen hat nach wie vor eine besondere Stellung inne, so ist sein Wohlergehen zu Beginn des Romans von oberster Priorität. Diese besondere Stellung verliert er jedoch im Laufe des Bandes immer mehr.
So beginnt der letzte Band Beta Hearts, genau so wie Cyber Trips aufhörte: mit einem großen Knall. Unsere Helden befinden sich auf der Flucht und die Geschehnisse lassen dem Leser erstmal keine Zeit zum Aufatmen. Unsere Protagonisten, teilweise stark lädiert von den bisherigen Kämpfen, erhalten neue Rollen in der Bekämpfung gegen KAMI. So bekommt Andra beispielsweise, als erste Yuna, den Rang des Captains. Bereits in Cyber Trips hat sich gezeigt, dass Andras Rolle immer größer wird und so nimmt sie auch in Beta Hearts eine zentrale Rolle ein.
Allgemein habe ich die Charakterentwicklung der Protagonisten in diesem Band als sehr unausgeglichen empfunden. Teilweise fühlte es sich so an, als würde der Fokus nur noch auf zwei bis drei Charakteren liegen und die anderen fanden eher weniger Erwähnung bzw. sind doch vor allem nebensächlichen Aufgaben nachgegangen.
Das Worldbuilding wurde erwartungsgemäß nicht weiter ausgebaut. Während dies in Cyber Trips nicht weiter störte, empfand ich es in Beta Hearts als fehlende Komponente. Irgendwie hat man den Bezug zur Welt dadurch teilweise verloren. Dies kam unter anderem durch die vielen Reisen und die Kämpfe, die auch in Beta Hearts wieder eine zentrale Rolle in der Handlung eingenommen haben.
Spannend war die Auflösung einiger Fragen, die sich über die Geschichte angesammelt haben. Es war aufregend mit Andra nochmals in den Bunker zu steigen und zu erfahren, was dort mit ihr passiert ist. Interessant war auch die Auflösung was die Yuna eigentlich sind. Dies war eine Offenbarung, die ich so nicht vermutet hatte.
KAMI hat in diesem Band, zumindest empfand ich dies so, nicht ganz soviel Gewicht wie noch in Cyber Trips. Es gibt einzelne wenige Kapitel aus ihrer Gedankenwelt und teilweise taucht sie hier und da noch auf, aber in Beta Hearts konzentriert sich all ihr Handeln primär auf den letzten Showdown.
DAS ENDE
Das große Finale war dafür dann doch eher ruhig. Nach drei Bänden ist es soweit. Jeder Abschluss ist schwer, doch ich habe irgendwie mehr erwartet. Nach dem rasanten zweiten Teil und dem filmreifen Beginn des dritten Teils, hatte ich auf mehr Überraschung gehofft. Das Ende kam dann aber doch eher leise und ohne viel Tam Tam. Natürlich wird zu Beginn noch einmal obligatorisch gekämpft. Zeitgleich versucht Andra noch an Informationen zu gelangen, um KAMI eine Antwort auf ihre Frage zu geben. Dies stellt sich jedoch als schwerer heraus, als gedacht. Es wird auch in Beta Hearts noch einmal richtig philosophisch.
BETA HEARTS – UNSER FAZIT
Bei Geschichten allgemein, aber gerade bei Reihen die mehrere Bände umfassen, ist es die große Kunst am Ende alle Stränge zusammenzuführen. Die meisten offenen Fragen wurden in Beta Hearts beantwortet, bei einigen wird jedoch klar, dass die Protagonisten die Lösung außerhalb des Buches finden werden. Dennoch hat mich der Abschluss der Reihe nicht mit all zu vielen Fragezeichen zurückgelassen und es hat sich tatsächlich wie ein Ende angefühlt. Zusammenfassend fand ich den dritten Teil am schwächsten.
Mich hat die Charakterentwicklung der meisten Protagonisten leider nicht überzeugt. Während wir mit so einigen Figuren über die Bände hin mitgefiebert haben, spielen im dritten Band leider nur zwei bis drei die „Hauptrolle“, die anderen wurden, zumindest hat es sich für mich so angefühlt, eher außer Acht gelassen. Charaktere die vorher eine wichtige Rolle inne hatten, verändern sich so wesentlich, dass ich mich unweigerlich fragte, warum diese Figur so untypisch handelt und in den Hintergrund rückt.
Das Ende war mir dann zu unspektakulär, nachdem sich alle Events so aufgebaut haben, die Kämpfe teilweise so episch waren, empfand ich den „Endkampf“ dann eher als leise und irgendwie seltsam. Ich hätte mir hier ein WOW-Ende gewünscht, aber ich bin auch ein begeisterter Anhänger von überraschenden Wendungen.
Marie Graßhoff hat mit Beta Hearts eine gute Sci-Fi Reihe beendet. Die eine wirklich solide Story und eine atemberaubende Welt erschaffen hat. Der erste Teil ist, meiner Meinung nach, der Stärkste. Nicht nur weil die Einführung in das Worldbuilding so phänomenal war, sondern auch, weil er der ausbalancierteste ist. Die Figuren bekommen alle mehr oder weniger gleich viel Gewicht und auch die Beziehungen untereinander sind wunderbar verwoben.
Der zweite Teil war mir insgesamt etwas zu hektisch, es gibt sehr viele Kämpfe und viele Reisen und ich habe mir an der ein oder anderen Stelle die Möglichkeit zum durchatmen gewünscht. Beta Hearts nimmt den rasanten Faden zunächst auf, wird dann ruhiger, unterbricht viele Momente aber wieder mit so einigen Reisen. Es ist insgesamt noch viel philosophischer als Neon Birds oder Cyber Trips, führt mir einige Gedanken dafür dann aber nicht vollends genug aus und fühlt sich dadurch nicht abschließend an. Die Quintessenz hat mir aber gut gefallen.
Ich kann jedem diese Reihe ans Herz legen und spreche eine klare Leseempfehlung aus! Es lohnt sich auch ein Blick ins Hörbuch von Beta Hearts, der Sprecher, Louis Friedemann Thiele, liest die Geschichte mit viel Charakter und Authentizität. Besonders gefallen hat mir der Effekt bei der Lesung der KAMI-Kapitel. Diese verleihen der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre.
Beta Hearts ist im Bastei Lübbe Verlag erschienen und der letzte Band einer Trilogie.
Cover und Klappentext © Bastei Lübbe Verlag
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